Und Jakob träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden,die rührte mit der Spitze an den Himmel,und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.Und der Herr stand oben darauf und sprach:Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.1.Buch Mose 28, 12.15
„In meinen Träumen läutet es Sturm“ so heißt ein Gedichtband der Dichterin Mascha Kaléko. Das Deutschland von damals, nämlich von 1938, vertrieb sie ins Exil und verbot ihre Bücher. Wenn ich ihre Gedichte lese und höre, beginnt das Träumen. Dann werde ich von einer großen Tiefe erfüllt, die mich weit denken lässt und die mir Hoffnung gibt. Zur Sommerzeit lasse ich als Andacht und Gebet Auszüge aus Mascha Kalékos Gedicht Sozusagen grundlos vergnügt sprechen, lasse es klingen, lasse es beten. Dabei träume ich von der Himmelsleiter und Gottes Stimme: Ich bin mit dir und will dich behüten.
Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen.
Und dass es regnet, hagelt, friert und schneit.
Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,
Wenn Heckenrosen und Holunder blühen.
Dass Amseln flöten und dass Immen summen,
Dass Mücken stechen und dass Brummer brummen.
Dass rote Luftballons ins Blaue steigen.
Dass Spatzen schwatzen. Und dass Fische schweigen.
In mir ist alles aufgeräumt und heiter:
Die Diele blitzt. Das Feuer ist geschürt.
An solchem Tag erklettert man die Leiter,
Die von der Erde in den Himmel führt.
Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,
– Weil er sich selber liebt – den Nächsten lieben.
Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne
Und an das Wunder niemals ganz gewöhne.
Dass alles so erstaunlich bleibt, und neu!
Ich freu mich, dass ich … dass ich mich freu.
Ich wünsche Ihnen einen traumhaften Sommer, wo auch immer Sie hinziehen, wo auch immer Sie bleiben.
Ihre Elisabeth Schulze